Schlagwort: Barmbeck

Dreizehntes Kapitel: Barmbeck

Barmbeck im Jahre 1859: ein beschauliches Dorf, das im Eigentum der Oberalten selbstbewusst unter den Hamburg umgebenden Dörfern hervorschaute (vgl. die Begriffsprägung „Barmbeck basch“). Durch den besonderen Einsatz des Kaufmanns und Vogelliebhabers Georg Heinrich v. Essen war Barmbeck zur Franzosenzeit als einziges nicht niedergebrandt worden. Trotzdem litt es erst unter dänischer, dann unter französischer Besetzung und in diesem Jahre – 1859 – waren in Barmbeck Kroaten im Quartier, die Hamburg als Strafe für den schleswig-holsteinischen Aufstand gegen Dänemark aufnehmen musste.

Der Immenhof bei Barmbeck 1889, Wilhelm Heuer

Trotzdem entstanden in Barmbeck neben den vielen Gutshäusern, Mühlen usw. bereits große Einrichtungen wie 1841 die Irrenanstalt auf dem Friedrichsberg, 1853 das Werk- und Armenhaus an der Oberaltenallee und 1861 der Schützenhof an der Hamburger Straße. 1842 gründete man die „Barmbecker Feuerkasse“, der nach den Aufzeichnungen im Jahre 1851 bereits Häuser in 20 Ortschaften außerhalb bis nach Schretstaken angehörten. Bereits 1846 hatte sich in Barmbeck ein erster Bürgerverein gegründet, der sich allerdings 1849 wieder auflöste. Über diesen Versuch ist weiter nichts bekannt.

Nun aber verzögerte sich in Hamburg die Arbeit der Konstituante für die neue Verfassung, so dass sich am 9. August 1859 Bürger zum „Bürgerverein zu Barmbeck“ zusammenschlossen. Der Uhrmacher W. H. Bröcking wurde erster Präsident, bis 1963 wechselte das Amt im Jahresrhythmus. Die Mitgliederzahl stieg sehr schnell an, nicht zuletzt weil man eigene Vertreter in die Hamburgische Bürgerschaft entsenden konnte. 56 Jahre lang kamen alle vom Bürgerverein zu Barmbeck aufgestellten Kandidaten in das Hamburger Parlament, unter ihnen Persönlichkeiten wie der Jurist und Historiker Dr. Johann Gustav Gallois und der spätere Hamburger Ehrenbürger Bürgermeister Adolph Schönfelder.

Die Mitgliedschaft im Bürgerverein setzte das Hamburgische Bürgerrecht sowie den Wohnsitz in Barmbeck voraus. Mindestalter war zunächst 21, später 25 Jahre. Zweck des Vereins war nach den Statuten die Förderung und Vertretung örtlicher Interessen sowie gesellschaftlicher Belange der Dorfschaft Barmbeck. Die Behandlung religiöser Fragen war unstatthaft. Der Verein tagte zunächst im „Alt Barmbecker Gasthof“ Ecke Markt und Dehnhaide (später „Barmbecker Hof“) und im „Von Essens Garten“.

Hamburger Schützenhof in Barmbeck 1862, Wilhelm Heuer

Gleich zu Beginn seiner Geschichte ergriff der Bürgerverein zu Barmbeck rege kommunale Initiativen, z. B. zur Verbesserung des Straßenpflasters, der Beleuchtung und der Reinigung der Straßen, der Besorgung von Straßennamen und Hausnummern, der Errichtung einer Sparkassenfiliale, der Anlage eines öffentlichen Pissoirs, dem Aufbau der schon erwähnten Irrenanstalt, der Verlegung einer Gasleitung von der Kuhmühle bis zum Markt, der Errichtung einer Warteschule (Hane) und einer Privatknabenschule (Bleckwedel) sowie einer Apotheke (Dr. Hartmann), der Einrichtung einer Freiwilligen Feuerwehr und öffentlicher Badeanstalten, der Einfriedung des Kuhmühlenteiches und des Mundsburggrabens an der damals einzigen Straße nach Hamburg, der Chaussierung der Fuhlsbüttlerstraße vom Zoll nach Ohlsdorf und der Hamburger Landgemeindeordnung.

Die Anstregungen des Bürgervereins hatten schnell sichtbare Erfolge: Eine zu diesem Zweck eingesetzte Wegeverbesserungs-Kommission sorgte für die Sanierung der Fuhlsbüttlerstraße, die für Fuhrwerke unpassierbar geworden war. Dann folgte die Instandsetzung der Nebenstraßen. Im August 1860 wurden die ersten Rohre für eine bessere Beleuchtung gelegt und Mitte Oktober brannnten in der Hamburgerstraße bereits 48 Lampen. Die übrigen bewohnten Straßen folgten 1863 nach. Mit der Errichtung der Irrenanstalt auf dem Friedrichsberg kam eine Wasserleitung nach Barmbeck, an die durch Bemühungen des Bürgervereins auch andere Straßen angeschlossen wurden.

Nach diesem bemerkenswerten Start machte der Bürgerverein zu Barmbeck in der Geschichte noch häufig von sich reden, nicht zuletzt zu den Zeiten der Vorsitzenden Hans Dreckmann, Dr. Adolf Heitmann, Hans Meier und Michael Weidmann, der dem Verein seit 1992 vorsteht. Über viele Barmbeker, ihren Ideenreichtum und ihre Impulse für die ehrenamtliche Arbeit der Bürgervereine wird in dieser Dokumentation zu berichten sein.


Autor: Michael Weidmann