Sechzehntes Kapitel: Die Bürgervereine der 1860er-Jahre

In den zehn Jahren nach der Wahl gründeten sich nur wenige Bürgervereine. Auch wurden sie allesamt nicht alt, weshalb sie hier ein gemeinsames Kapitel erhalten.

Der Bürger-Club entstand Anfang 1860 (vielleicht Ende 1859). Seine Statuten waren sehr kurz. Von seinen Aktiven ist nur ein Dr. Wex bekannt, der auch in anderen Bürgervereinen eine Rolle spielte, wie hier noch zu lesen sein wird. Die Versammlungen des Bürger-Clubs fanden jeden Freitag zunächst in der Lesehalle, später im Schneideramtshaus statt. Er beschäftigte sich mit der Abänderung der Ämter, dem Aufhören der Zünfte sowie der Herstellung einer deutschen Zentralgewalt und spendete einen nennenswerten Betrag von 300 Mark für bedürftige Irre, das waren 60 Jahresbeiträge der Mitglieder.

Der Bürgerverein von 1860 wurde im Januar 1860 unter Mitwirkung von Edgar Roß gegründet. Er tagte im kleinen Saal der Tonhalle, ebenfalls immer freitags. Die ersten Themen waren Steuerfragen, die Luft und ihre Einwirkung auf die Menschen und die Gründung eines Schützenvereins.

Zwei Themen verbanden die Bürgervereine in ihrem Engagement: Der Bürger-Club, der Bürgerverein von 1860, der St. Pauli Bürgerverein und der Bürgerverein vor dem Dammtor verfassten eine gemeinsame Petition an die Bürgerschaft, die Überschüsse aus dem Stadtetat nicht für den Nikolaikirchenbau einzusetzen, wie es der Senat plante, sondern zunächst Schulden der Stadt zu tilgen.

Das zweite gemeinsame Anliegen betraf die Aushebung zum Kriegsdienst und der Frage nach allgemeiner Wehrpflicht. Zu dieser Frage fanden drei Bürgerversammlungen statt, eine für ganz Hamburg auf Einladung des Bürgervereins von 1860 und eine weitere in St. Pauli auf Einladung des St. Pauli Bürgervereins. Dr. Wex tat sich als Redner hervor und forderte die allgemeine Wehrpflicht, wofür er sich einer polizeilichen Vernehmung unterziehen lassen musste. Schließlich (gegen den Rat von Dr. Wex) wurde eine Petition an den Senat geschickt, die allerdings hinter den Vorschlägen eines Bürgerschaftsausschusses zurücktrat.

In dem abseits liegenden kleinen Dorf Hamm gründete sich erstmals am 18. januar 1849 ein Bürgerverein. Er war diktatorisch angelegt und hatte wohl deswegen keinerlei Resonanz. Er löste sich nach kurzer Zeit wieder auf und hinterließ keinerlei Spuren. Am 4. Februar 1863 gründeten zwölf Herren dann den Hammer Bürgerverein von 1863. Vorsitzende waren die Herren J. F. C. Krämer und Th. Ohlendorff. Man beschäftigte sich auch hier mit den Wahlen zur Bürgerschaft, daneben mit einem Entwurf der Gemeindeordnung, einer Märzfeier, Wohltätigkeitskonzerten und einer Weihnachtsbescherung, der Gründung einer Witwenkasse, mit der Sielanlage, der Straßenanlage und natürlich mit der Eingemeindung des Dorfes Hamm in die Stadt. Von 1868 bis 1871 drohte dem Verein der Niedergang, bis ein neuer Präses mit Namen Gäbler den Verein reformierte. Er schlug erfolgreich vor auch Nicht-Bürger aufzunehmen und den Verein in „Hammer Verein von 1875“ umzubenennen. Der Verein blühte daraufhin erneut auf und kehrte später zum alten Namen Hammer Bürgerverein von 1863 zurück.

Am 7. Dezember 1866 gründete sich in der Dorfschaft Eimsbüttel erstmals ein Bürgerverein als Eimsbütteler Verein von 1866. Da dieser nach erfolgreichem Start allerdings in der 80er-Jahren eine Umstrukturierung erfuhr, sich weitere Vereine in Eimsbüttel gründeten und überhaupt in dieser Ortschaft die Bürgervereinsentwicklung sehr unübersichtlich ist, bekommt Eimsbüttel zu einem späteren Zeitpunkt sein eigenes Kapitel.

Im Jahre 1868 schließlich gründete sich ein Deicher Bürgerverein. Über diesen schweigen die Quellen. Bisher ist nur festzustellen, dass er bis ins 20. Jahrhundert Bestand hatte und eine Mitgliederzahl um 200 erreichte.

– wird fortgesetzt –

Autor: Michael Weidmann