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Dr. JOHANN GUSTAV GALLOIS

Johann Gustav Gallois, geboren am 15. Oktober 1815 in Hamburg, gestorben am 8. April 1872 in Hamburg, war Sohn eines Lektors/Lehrers für die französische Sprache am Hamburger Johanneum. Er studierte Rechtswissenschaften in Göttingen und Heidelberg, promovierte und ließ sich am 18. Mai 1838 in Hamburg als Anwalt nieder. Er galt als einer der angesehensten Strafverteidiger seiner Zeit, 1854 vertrat er beispielsweise den Raubmörder Wilhelm Timm.

Im Januar 1846 gründete Johann Gallois als ersten politischen Verein in Hamburg den „Verein der Nichtgrundeigentümer“. Die näheren Umstände und die weiteren Entwicklungen dieser Vereinsgründung sind in dieser Dokumentation in der „Geschichte der Bürgervereine“ im 13. Kapitel ausführlich dargestellt.

Als schärfster Vertreter des Demokratiegedankens war Johann Gallois zusammen mit Dr. Jacob Diederich Alphons Trittau, Wilhelm Marr und Löwe Mitglied des Kommitees, das zum 7. August 1848 die Tonhallenversammlung einberief. Hier wurde bekanntlich die Grundlage für die neue Verfassung gelegt. Als Aufrührer wurde das Komitee dann allerdings zunächst verhaftet.

Im Herbst 1848 wurde Johann Gallois dann Mitglied der Konstituante (als Vertreter der äußersten Linken) und dort Mitglied des Verfassungsausschusses. So wurde er zu einem der Väter der Verfassung unserer Stadt. Weiterhin gehörte er zum Ausschuss zur Ausarbeitung der die Rechtspflege betreffenden Gesetze. Von 1859 bis 1861 war Johann Gallois Abgeordneter der neuen Bürgerschaft.

Nach seiner politischen Arbeit widmete sich Johann Gallois dem Journalismus und der Schriftstellerei, davon zehn Jahre als Berichterstatter für kommunale und bürgerschaftliche Angelegenheiten für den „Hamburgischen Correspondenten“. Er schrieb – als Freund von Julius Campe und Heinrich Heine – Flugschriften und Pamphlete über die Judenemanzipation und die inneren Verhältnisse Hamburgs, zum Teil anonym, wie er selbst später eingestand. Zu seinen größeren Werken gehören „Der Hansabund von seiner Entstehung bis zu seiner Auflösung“, die „Geschichte der Stadt Hamburg“ und das fünfbändige Werk „Chronik von Hamburg und Hamburgs Neueste Zeit 1843 bis 1860“. Dies sind heute Hamburgensien von unschätzbarem Wert.

Der Verleger Johann Julius Wilhelm Campe, Stahlstich

Der Dichter Heinrich Heine 1831, Gemälde von Moritz Oppenheim

Johann Gallois verdient sein Kapitel in dieser Dokumentation als erster Hamburger, der das politische Mitwirkungsbedürfnis der Menschen in unserer Stadt in der Form von Vereinen organisierte.

 

Autor: Michael Weidmann


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