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Oberstleutnant David Christoffer Mettlerkamp

David Mettlerkamp, Steinzeichnung von H.-J. Herterich 1825

1752 hatte Benjamin Franklin den Blitzableiter erfunden. In Hamburg begann sich der Arzt Dr. Johann Albert Henrich Reimarus* nach einem Blitzeinschlag in den Turm der St. Nikolaikirche am 6. November 1767 mit den theoretischen Grundlagen des Blitzschutzes zu befassen. Er sorgte dafür, dass im August 1770 der erste Blitzableiter auf St. Jacobi montiert wurde.

Wenngleich die erste Montage vom Bleideckermeister Hinrich Friedrich Benjamin Michelsen ausgeführt wurde, schrieb doch Senator Martin Hieronymus Hudtwalcker dies dem Bleideckermeister Matthias Andreas Mettlerkamp zu. Wie bei vielen technischen Neuerungen erntete also ein Anderer die Lorbeeren. Michelsen geriet in Vergessenheit. Mettlerkamp jedoch wurde mit seinem Bleideckerbetrieb sehr wohlhabend, kaufte mehrere Häuser und Grundstücke und wurde von der Patriotischen Gesellschaft mit der Ernennung zum „Associrten“ geehrt.

Dr. Reimarus protegierte Mettlerkamps am 8. Juni 1774 geborenen Sohn David Christoffer, empfahl ihn zu einer Studienreise nach Kopenhagen, um dort Blitzableiter zu studieren, und begleitet dessen kleine Veröffentlichungen, die in den Jahren 1800 in Hamburg und 1812 in Leipzig erschienen. David Christoffer Mettlerkamp, ein stattlicher Mann mit hoher Stirn, leuchtend blauen Augen und einer markigen Stimme, übernahm den Betrieb des Vaters und das Haus Lange Mühren 37. Er heiratete zweimal und zeugte 16 Kinder, drei mit seiner ersten Frau Friederike Margaretha, weitere zwölf mit seiner zweiten Frau Auguste Amalie Christiane (einer Tochter des bekannten Pädagogen Johann Carl Daniel Curio) und eines mit seiner Geliebten, das seine Ehefrau bereitwillig mit den anderen Kindern aufzog. Aufenthalte 1808 auf dem Brocken und der Residenz des Königs Jerome in Kassel verstärkten den Vaterlandssinn Mettlerkamps.

Johann Albert Henrich Reimarus, Gemälde von Friedrich Carl Gröger

Im Kapitel „Vorgeschichte: Vertreibt die Franzosen!“ ist zu lesen, dass Hamburg sich im März 1813 sozusagen selbst von den Franzosen befreite und damit Tettenborns kurze Anwesenheit in Hamburg ermöglichte. Zu den Persönlichkeiten an der Spitze dieser Aktion gehörte David Christoffer Mettlerkamp. Gemeinsam mit dem Buchhändler Friedrich Perthes, dem Sekretär der ehrb. Oberalten Dr. Ferdinand Beneke und dem Mediziner Dr. Jonas Ludwig von Heß sammelte Mettlerkamp Freiwillige und übte mit ihnen unter Waffen. Unruhen schüchterten die Franzosen ein, weshalb erst die französischen Zivilisten und dann das Militär unter General St. Cyr die Stadt verließen.

In den nächsten Wochen wurde zur Verteidigung eine Bürgergarde gegründet und Mettlerkamp unter von Heß Bataillionskommandant. Die Franzosen kamen nach wenigen Wochen zurück, begannen ein starkes Bombardement und Tettenborn stahl sich des Nachts aus der Stadt. Auch von Heß musste fliehen. Nachdem der Senat nicht bereit war ihn weiter zu unterstützen, gelang es Mettlerkamp jedoch mit seinem Generalsadjutanten und Stabsmajor Dr. Ferdinand Beneke und einem Teil der Bürgergarde, die ihm treu ergeben und blindlings zu folgen bereit war, die Stadt zu verlassen. In Abwesenheit verurteilten ihn die Franzosen zum Tode und konfiszierten seinen Besitz.

Mettlerkamp kämpfte mit der russischen Armee rund um Hamburg, in Bergedorf, Wilhelmsburg und auf der Veddel, sehr erfolgreich und erlangte bei den Verbündeten großes Ansehen. Begleitet wurde er bei den Kämpfen auch von seinem ältesten Sohn. Allerdings litt Mettlerkamp unter dem sehr zurückhaltenden russischen Oberbefehl. Am 31. Mai 1814, nach dem Sieg über die Franzosen, zog die Bürgergarde unter Mettlerkamp ehrenhalber vor den Verbündeten in das befreite Hamburg ein. Die Bürgergarde wurde dann am 24. Juni auf Mettlerkamps Wunsch durch den Senat aufgelöst.

In Hamburg ging man schnell zur Tagesordnung über, vergaß auch Verpflichtungen aus den Kriegszeiten (für die Mettlerkamp persönlich gebürgt hatte). Er zog enttäuscht von seiner Vaterstadt in die Einsamkeit Bessarabiens (heute Moldawien/Ukraine), kam aber im Mai 1827 aus Heimweh nach Hamburg zurück, nachdem ihm der Senat eine kleine Entschädigung für seine Kriegsverluste gewährt hatte. Auf dem Grasbrook, vor dem Sandtor gründete er eine Eisengießerei, die er selbst „Neue Hamburgische Eisenhütte“ nannte und die für ihre Arbeiten einige Berühmtheit erlangte.

Mettlerkamps Aussöhnung mit Hamburg erfolgte, als er 1848 unter die Abgesandten gewählt wurde, die beim Senat die Einsetzung einer verfassungsgebenden Versammlung erreichten. Im Alter von 75 Jahren hatte dieser Hamburger Held schließlich die Ehre, die Konstituante zu eröffnen. Kurz darauf, am 25. Juli 1850, starb Mettlerkamp. Es wird kolportiert, dass er als letzte Worte seiner Frau zurief „Nun denn – endlich – Gute Nacht!“

Der Name David Christoffer Mettlerkamp mit dem Zusatz „Kommandeur des Corps der Hanseatischen Bürgergarde“ findet sich auf der Platte mit Namen des Bürgermilitärs auf dem Althamburgischen Gedächtnisfriedhof. Sein Grabmal stand auf dem Maria-Magdalenen-Friedhof und wurde später nach Ohlsdorf in das Friedhofsmuseum historischer Grabsteine umgesetzt – hier verschwand es 1968 auf ungeklärte Weise. Nach David Christoffer Mettlerkamp wurde der „Mettlerkampsweg“ beim Rauhen Hause benannt.


Autor: Michael Weidmann

*Johann Albert Henrich Reimarus studierte in Göttingen, Leiden, Edinburgh und London Medizin, promovierte in Leiden und wurde 1757 Arzt in Hamburg. Er war 1765 Mitbegründer der Patriotischen Gesellschaft, wurde 1796 Professor am Akademischen Gymnasium, ging 1808 an die Bayerische Akademie und 1812 an die Göttinger Akademie der Wissenschaften.
In seinem Haus trafen sich die bedeutendesten Persönlichkeiten der damaligen Zeit, Künstler wie Lessing und Klopstock, Politiker wie Sieveking und Kaufleute wie Caspar Voght. Als Hamburg 1813 erneut von den Franzosen besetzt wurde, zog der 83-Jährige Reimarus auf das Schloß Rantzau zu seinem Schwager und starb dort 1814.