Vorsitzender GUSTAV REINHOLD RICHTER

Gustav Reinhold Richter, geboren am 10. Oktober 1817 in der Oberlausitz, gestorben am 22. September 1903 in Hamburg, war Sohn eines Predigers, musste aber wegen der großen Zahl von Geschwistern ein Handwerk erlernen. So wurde er Tischler, durchwanderte als Geselle fast ganz Deutschland und ließ sich 1848 als Tischlermeister in Hamburg nieder. Hier förderte er nicht zuletzt 1865 bis 1868 als Mitglied der Verwaltung der Allgemeinen Gewerbeschule und der Schule für Handwerker, 1872 bis 1880 als Schulpfleger sowie 1881 bis 1901 als Mitglied der Schulbehörde den Nachwuchs seines Berufsstandes.

1860 bis 1866 und erneut 1877 bis 1880 war Gustav Reinhold Richter Vorsitzender des Bildungsvereins für Arbeiter. Zudem war er Mitbegründer und erster Vorsitzender der Neuen Gesellschaft zur Verteilung von Lebensbedürfnissen von 1856. Viele weitere Ehrenämter prägten sein engagiertes Leben: So war er 1863 bis 1867 Steuerschätzungsbürger, 1870 bis 1875 Mitglied der Wahlkommission für die Geschworenen, 1877 bis 1881 Mitglied der Wahlkommission für die allgemeinen Wahlen bzw. der Zentralwahlkommission, 1883 bis 1900 Mitglied der Friedhofsdeputation und 1888 und 1889 Mitglied der Behörde für Zwangserziehung.

Gustav Reinhold Richter gehörte seit 1848 (dem Jahr seiner Ankunft in Hamburg) als Ersatzmann der Konstituierenden Versammlung an und wurde 1949 in diese einberufen. Er wurde 1859 Mitglied der neugewählten Hamburgischen Bürgerschaft und blieb bis 1901 in diesem Amt, auch als Mitglied des Bürgerausschusses und in neun Jahren als zweiter Vizepräsident. 1895 und 1898 hatte Gustav Reinhold Richter als Alterspräsident der Bürgerschaft die Sitzungen nach den Neuwahlen zu eröffnen. 1867 bis 1870 vertrat er Hamburg im Reichstag des Norddeutschen Bundes und im Zollparlament. 1882 bis 1884 setzte er die Reichstagsarbeit für den schleswig-holsteinischen Wahlkreis Tondern, Husum, Eiderstedt, Friedrichstadt fort. Gustav Reinhold Richter war Mitglied der Fortschrittspartei (gegründet 1861).

Am 5. Juli 1886 wählte die Versammlung des Zentralausschusses Hamburgischer Bürgervereine bei ihrer ersten Vorstandswahl Gustav Reinhold Richter zum Stellvertretenden Vorsitzenden. 1890 löste er dann Pastor Otto Schoost im Amt der Ersten Vorsitzenden ab. Seine Amtszeit dauerte fünf Jahre bis 1895. Anschließend ernannte ihn der Zentralausschuss zu seinem Ehrenmitglied.

In die Amtszeit von Gustav Reinhold Richter fällt die Zeit der Cholera in Hamburg, die in dieser Dokumentation noch ausführlich beschrieben wird.

Die Quellen beschreiben Gustav Reinhold Richter als unermüdlichen Freiheitskämpfer und scharfen Parteimann, der bei lauterer Gesinnung seine politische Überzeugung in energischer Weise vertrat. Durch seine persönliche Liebenswürdigkeit war jedoch er auch bei seinen politischen Gegnern hochgeachtet und beliebt. Mit der Abgeklärtheit seines zuletzt hohen Alters konnte er, trotz schwacher Stimme, jede Versammlung – im Parlament wie im Verband – ausgezeichnet leiten.

Lässt man diese Vorstellung auf sich wirken, so ist aus der Übersicht über die Verbandsgeschichte festzustellen: 100 Jahre später wird mit Jürgen W. Scheutzow eine ähnliche Persönlichkeit die Geschicke der Bürgervereine bestimmen.

Autor: Michael Weidmann


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