Schlagwort: Hamburg

Präses Dr. ROLF WEISE

Rolf Weise wurde am 4. Mai 1907 in Hamburg geboren, besuchte das Johanneum und studierte dann in Marburg Rechtswissenschaften. 1932 promovierte er und ließ sich dann in Hamburg 1934 als Anwalt für Handels- und Schifffahrtsrecht nieder. 1953 wurde er für den Hamburg-Block Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft.

1937 wurde Dr. Rolf Weise Mitglied des Bürgervereins zu St. Georg und 1947 dessen Erster Vorsitzender. Auch im Hamburger Hafenverein übernahm er diese Aufgabe. Als Delegierter zum Zentralausschuss Hamburgischer Bürgervereine machte er bald von sich reden. Er wurde in den Vorstand gebeten und trat im April 1953 das Amt des Präses an. Zwei Jahre später wurde auf seine Initiative der in Hamburg Verband Deutscher Bürgervereine gegründet und auch hier übernahm er die Präsidentschaft.

Am 1. März 1965 starb Dr. Rolf Weise im Alter von nur 57 Jahren plötzlich und unvermutet. Er hatte intensiv gelebt, das Leben mit allen Fasern genossen, war dabei ein unermüdlicher Motor, dessen Zeiger am Manometer allerdings stets um die Gefahrengrenze spielte.

Fast zwölf Jahre war Dr. Rolf Weise das Oberhaupt der Bürgervereine und wurde in der Geschichte des Verbandes später nur von Michael Weidmann übertroffen, der den Zentralausschuss 22 Jahre lang führte. Eine so lange Zeit prägt die Arbeit und das Image, steigert aber auch die Anforderungen und Erwartungen.

Dr. Rolf Weise war eloquent, vital und aktiv, parlamentarisch konziliant und humorvoll. Seine Gesprächspartner erlebten ihn mal gutmütig, mal jovial, mal sarkastisch pointiert, mal ernsthaft und mal salopp süffisant. Er war ein begabter Redner und ein kameradschaftlicher Ehrenamtlicher. Es gab niemanden, der wie er zugleich mitten in den Dingen und dennoch darüber stand, niemanden, der das Bürgertum wie er repräsentieren konnte.

Hamburg und die Bürgervereine erwarteten den Einsatz von Dr. Rolf Weise, sie waren ihn gewohnt. Dass seine Lebenskraft plötzlich versiegen könnte, passte nicht zu dem Bild dieser Persönlichkeit. Die vielen Vereinigungen und Ehrenämter, die nicht ihn trugen, sondern die er trug, wurden ihm schließlich zu viel. Dr. Rolf Weise war geistesgegenwärtig und immer auf der Hut, nur mit sich selber nicht. Es wusste das rechte Wort zur rechten Zeit. Nur gegen sich selber nicht.

Dr. Rolf Weise lebte als Bürger staatstragend und war Vorbild für den Gedanken, der den Bürgervereinen innewohnt. Seine Leistung bleibt in der Geschichte und im Herzen derer erhalten, die nach ihm kamen.

Es wird auf dieser Homepage viele seiner Leistungen zu dokumentieren geben.

Autoren: Michael Weidmann, auch nach Aufzeichnungen von Jürgen W. Scheutzow und Focko Thomas


Haben Sie weitere Erinnerungen an Dr. Rolf Weise oder Dokumente seines Wirkens? Dann freuen wir uns, wenn Sie sich mit uns in Verbindung setzen und uns diese zur Verfügung stellen mögen.

Vicepräses INGO METZE

Ingo Metze wurde am 17. März 1924 geboren. Nach seinem juristischen Studium gehörte er einer bedeutenden Anwaltskanzlei in Altona an.

In seinem Stamm-Bürgerverein in Altona übernahm er 1975 den Vorsitz und führte den Verein bis 1982 durch sieben schwierige Jahre. Sein Herzensanliegen war die Mitverantwortung im Stadtteil. Daneben engagierte sich Ingo Metze jahrzehntelang für die Völkerverständigung Ost-West und führte insbesondere nach Hamburgs Partnerstadt Leningrad aktive freundschaftliche Beziehungen.

Im Zentralausschuss Hamburgischer Bürgervereine war er ab 1982 als Vicepräses aktiv, bis ihn seine Gesundheit veranlasste kürzer zu treten. Kurz vor seinem Tod ernannte ihn die Gemeinschaft zum Ehrenmitglied des Vorstandes. Es ist gut, dass Ingo Metze diese Anerkennung seines Wirkens erleben durfte.

Ingo Metze war den Bürgervereinen und allen Aktiven ein kompetenter Ratgeber in juristischen und sonstigen fachlichen Fragen. Insbesondere beurteilte er gern unterschiedlichste Möglichkeiten der Lösung für ein Problem oder eine Entwicklung. Dabei legte er in den Gremien großen Wert auf eine harmonische Arbeit und den freundschaftlichen Umgang miteinander.

Am 13. Juli 1991 ging Ingo Metze von uns. Er wurde 67 Jahre alt.

Auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin wurde Ingo Metze im engsten Familienkreis beigesetzt. Notar Dr. Schlie und seine Kollegen Rechtsanwälte Dr. Petersen, Schlie-vom Ende, von Appen und Hendrikman Verstegen gedachten seiner. Seine Amtsnachfolger im Ehrenamt – Michael Weidmann als Geschäftsführender Vicepräses des Zentralausschusses Hamburgischer Bürgervereine und Wolfgang Vacano als Vorsitzender des Altonaer Bürgervereins – gedachten Ingo Metze mit den Mitgliedern in Verband und Verein.

In der Erinnerung war Ingo Metze ein Vorbild für Kompetenz und den Umgang miteinander. Er machte Mut sich zu engagieren. Und er verkörperte die Würde und den Stolz des Ehrenamtes im Einsatz für unsere Stadt.

Autor: Michael Weidmann


Haben Sie weitere Erinnerungen an Ingo Metze oder Dokumente seines Wirkens? Dann freuen wir uns, wenn Sie sich mit uns in Verbindung setzen und uns diese zur Verfügung stellen mögen.

Präses GÜNTHER GLATZ

Günther Glatz wurde am 1. September 1923 in Breslau geboren. Nach Kriegsdienst, Gefangenschaft und anschließendem Studium trat er 1954 als Lehrer in den Hamburger Schuldienst ein und wurde 1969 Studienrat an Sonderschulen. Von 1982 bis zu seiner Pensionierung 1988 war er Leiter einer Förderschule.

Von 1970 bis 1978 gehörte Günther Glatz für die F.D.P. der Hamburgischen Bürgerschaft an, von 1974 bis 1978 war er dort Vorsitzender des Umweltausschusses. Seine politischen Schwerpunkte waren die Umwelt-, Kultur-, Schul- und Bildungspolitik. Günther Glatz engagierte sich insbesondere für die Gründung der Technischen Universität als Mitglied der Gesellschaft zur Förderung der Hochschuleinrichtungen in Hamburg-Harburg. Insbesondere diese Leistung würdigte der Senat mit der Verleihung der Medaille für treue Arbeit im Dienste des Volkes, die Günther Glatz eine Woche vor seinem Tode 1990 entgegen nehmen konnte.

Als Vorsitzender des Bürgervereins Wilhelmsburg kam Günther Glatz zum Zentralausschuss Hamburgischer Bürgervereine, wo er zunächst Vicepräses und 1982 bis zu seinem Tode als Präses vorbildlich wirkte. Günther Glatz ist einer der drei Präsides des Zentralausschusses, denen die damalige Gemeinschaft der Bürgervereine unserer Stadt ihr Gepräge und ihre Reputation verdankt. Hans Iska-Holtz, Günther Glatz und Michael Weidmann sind sozusagen die „Väter“ des Hamburger Bürgertages und eines großen Netzwerkes von Verbindungen und Anerkennung. Günther Glatz schuf den „Portugaleser Bürger danken“, dessen Funktion und Verleihung in dieser Dokumentation natürlich angemessen umfassenden Raum einnehmen wird.

Die Erinnerung an Günther Glatz ist in erster Linie eine persönliche. Ich möchte deswegen persönliche Gedanken an diesen großen Bürgervereinsvertreter in den Vordergrund stellen. Ich traf Günther Glatz erstmals 1985 auf mehreren Veranstaltungen. Nachdem ich im gleichen Jahr Abgeordneter im Zentralausschuss Hamburgischer Bürgervereine geworden war, fragte er mich, ob ich Interesse hätte seine ehrenamtliche Arbeit zu begleiten. So übernahm ich nach einiger Zeit in meiner Freizeit die Verantwortung für die Geschäftsstelle im Großen Burstah 36/38 und begleitete den Präses zu vielen Terminen.

Die Abgeordnetenversammlung wählte mich in den Verbandsvorstand, wo ich einige Jahre lang als Schriftführer die Protokolle führen durfte. Dann erkrankte Günther Glatz und das Präsidium, allen voran die Ehrenpräsides Hans Iska-Holtz und Jürgen W. Scheutzow, baten mich 1998 – erstmals in der Geschichte des Verbandes – neben dem Präses als „geschäftsführendes Präsidiumsmitglied“ zu fungieren. So führte ich in enger Abstimmung mit Günther Glatz die Geschäfte.

Je mehr Günther Glatz im Laufe des nächsten Jahres die Kraft verließ, umso stärker wurden unsere Treffen privat. Wichtiger als seine „Amtsgeschäfte“ war es ihm, vor seinem Heimgang seine Überzeugungen weiterzugeben. Die letzten Abende vor seinem Tode in seinem Haus auf dem Deich am Stillhorner Weg sind mir unauslöschlich in besonderer Erinnerung.

Günther Glatz war für mich Mentor und Vorbild. Als sein Protegé konnte ich fünf Jahre lang Eindrücke und Erfahrungen sammeln, sozusagen „Bürgerverein lernen“. Vor allem aber durfte ich erfahren, was Günther Glatz dachte, was seine Vorstellungen und Fähigkeiten waren diese in die Tat umzusetzen. Günther Glatz war sicherlich nach Dr. Rolf Weise der stärkste Motor für die gemeinsame Sache der Hamburger Bürgervereine in der Funktion des Präses. Es wird in dieser Dokumentation noch viel von seinen Ideen und Aktivitäten zu lesen geben.

Günther Glatz lehrte uns, dass Parteipolitik und Bürgervereinsarbeit unvereinbar sind. Mit dem Amtsantritt als Präses legte er deswegen alle Parteiaufgaben nieder. Günther Glatz kannte und lebte das Selbstverständnis der Bürgervereine und die strikte Selbstverpflichtung zur Überparteilichkeit. Niemals dürfen politische Parteigänger für die Gemeinschaft der engagierten Bürger sprechen. Niemals dürfen Vertreter von Partikularinteressen ihre persönliche Bedeutung dadurch aufzuwerten suchen, dass sie vorgeblich für alle Menschen sprechen. Nur Persönlichkeiten, die sich dieser grundsätzlichen Überzeugung, dem Bürgervereinsgedanken in seiner ursprünglichen Form verschreiben, können erfolgreich Bürgerbeteiligung demonstrieren und vorleben. Von 1886 bis 2012 hat sich diese Überzeugung erhalten – vor allem dank solcher Persönlichkeiten wie Präses Günther Glatz.

Günter Glanz im Amt

Günther Glatz war sozial, einfühlsam und sensibel, dabei unbeirrbar in seinen Vorstellungen und unverbrüchlich in seiner Freundschaft. Er war überzeugter Christ und brachte dies in kleinen handschriftlichen Gedanken und Erinnerungen zum Ausdruck. Er war kunstsinnig und liebte alles Schöne. Dabei war er ein Sportler und Abenteurer in seiner Freizeit, was er mit einem auffälligen geländegängigen Auto genauso zeigte, wie mit Kleidung aus Fernost, die er nach Rückkehr von seinen Reisen in der Abgeordnetenversammlung präsentierte. Einer seiner letzten Sätze war, dass er ein glückliches Leben leben durfte und sein Haus bestellt habe. Damit meinte er nicht zuletzt die Gewissheit, dass die Arbeit des Zentralausschusses Hamburgischer Bürgervereine in seinem Gedanken weitergeführt werden würde.

Günther Glatz starb am 11. November 1990 an seinem grausamen Krebsleiden, erlöst aus einem Zustand, der seiner nicht mehr würdig war und unter dem die sonst so extrovertierte Persönlichkeit unsagbar litt. Günther Glatz wurde 67 Jahre alt. Senat und Bürgerschaft, viele Repräsentanten von Vereinen und Verbänden, Parteien und Institutionen kondolierten. Die Presse berichtete umfassend. Für die hamburgischen Bürgervereine gedachten Ehrenpräses Hans Iska-Holtz, die Vorsitzende des Hauptausschusses Wera Tränckler und der Geschäftsführer Michael Weidmann für den Vorstand dem verstorbenen Freund und Weggefährten.

Mit Günther Glatz ging ein erfülltes Bürgervereinsleben zu Ende. Es war der Keim für die nächsten 20 Jahre erfolgreicher Bürgervereinsarbeit in unserer Stadt.

 

Autor: Michael Weidmann

Günther Glatz schrieb bereits im Jahre 1968 für das Verbandsorgan des Zentralausschusses Hamburgischer Bürgervereine einen Aufsatz über seinen Besuch vom 90. Geburtstag von Hermann Claudius. Diese Autorenschaft verdankte er der Bekanntschaft mit Präses Jürgen W. Scheutzow. Dies ist ein besonders seltenes Dokument, weil es sehr frühe Aktivitäten von Günther Glatz belegt.


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Schatzmeister FRITZ ROTTER

Fritz Rotter wurde am 6. Mai 1920 geboren. Als anerkannter Steuerberater war er zunächst im Vorstand der Kammer der Steuerbevollmächtigten in Hamburg und in anderen Gremien des Berufsstandes ehrenamtlich tätig.

Als Mitglied des Hamburger Hafenvereins wurde Fritz Rotter in den Zentralausschuss Hamburgischer Bürgervereine delegiert. Später setzte er diese Arbeit als Delegierter des Bundes der Steuerzahler fort. Von 1982 bis zu seinem plötzlichen Tod 1991 stand er dem Verband als Erster Schatzmeister zur Verfügung. Fritz Rotter prägte dieses Amt in seiner stets korrekten und zuverlässigen, dabei aber vornehmen und unaufdringlichen Art. Bei seinem Heimgang war er das dienstälteste und erfahrenste Mitglied der Verbandsführung.

Viele erfolgreiche Verbandsführungen bestehen aus einem bewährten Zweiergespann. Das Team aus Präses Günther Glatz und Schatzmeister Fritz Rotter war ein Vorbild dafür – der Eine ideenreich und visionär, der Andere bedächtig und auf eine sichere Entwicklung bedacht. Fritz Rotter war sozusagen das Regulans für „seinen“ Präses. Allzu weitgehende Vorstellungen wurden von ihm gebremst und mit großer Sorgfalt überdacht. Günther Glatz schätzte sich glücklich einen solch besonnenen Wegbegleiter zu haben. In mancher Sitzung hörte man ihn zunächst stöhnen, wenn Fritz Rotter das Wort ergriff, und dann sah man den Präses nicken, nachdem er gehört hatte, was der Schatzmeister zu sagen hatte.

Am 29. April 1991 war die jährliche Hauptversammlung des Zentralausschusses. Die weit über 100 anwesenden Abgeordneten freuten sich auf die stets launigen und dabei hoch kompetenten Berichte ihres Schatzmeisters Fritz Rotter – der allerdings nicht erschien. So ging der Geschäftsführende Vicepräses Michael Weidmann zur Telefonzelle und erfuhr von Elfi Rotter: „Herr Weidmann, mein Mann kann nicht kommen, er ist heute verstorben“.

Innerhalb eine halben Jahres verlor der Verband mit Präses Günther Glatz, Ehrenpräses Hans Iska-Holtz und Schatzmeister Fritz Rotter drei seiner bedeutendsten Führungskräfte. Die Erschütterung und die Trauer waren groß.

Fritz Rotter wurde 70 Jahre alt. Auf seinen eigenen Wunsch fand die Trauerfeier im engsten Familienkreis statt. Karl-Heinz Mittelsteiner als Präsident der Steuerberaterkammer Hamburg und der Zentralausschuss Hamburgischer Bürgervereine gedachten Fritz Rotter mit den Mitgliedern.

Fritz Rotter war in der Erinnerung ein Vorbild für Zuverlässigkeit und Besonnenheit. Er war ein kompetenter Amtsträger der alten Schule. Er zeigte nicht zuletzt, dass die Arbeit im Team und die kritische Auseinandersetzung kein Widerspruch sind, wenn es allen Beteiligten um die Sache geht.

Autor: Michael Weidmann


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Vicepräses HARRY H. OEST

Harry H. (Henry) Oest wurde am 8. Dezember 1937 in Eimsbüttel geboren, wuchs in St. Pauli auf und kehrte nach Ende des Krieges nach Hamburg zurück. Einer Maurerlehre folgten Abendstudien und ein Praktikum in der Schweiz, schließlich das Studium an der Bauschule in Hamburg und zuletzt Ingenieurschule in Hamburg mit dem Abschluss Architekt/Diplom-Ingenieur.

Früh kam Harry H. Oest zum Kabarett. 40 Auftritte als Sänger, Parodist und Kabarettist in Zürich und Umgebung sowie Schauspielunterricht an der Schule Wolf Rosshardt bildeten das Fundament für sein künstlerisches Wirken auch in Hamburg. Hier reaktivierte er 1979 die „Wendeltreppe“, leitete das Mitternachtskabarett auf dem Künstlerfest im Winterhuder Fährhaus und assistierte Dr. Hans Harbeck („Broncekeller“). Daneben tourte Harry H. Oest mit einem eigenen Soloprogramm, vor allem als Kabarettist (Jürgen von Manger, Willy Brandt, Walter Ulbricht, Heinz Ehrhardt und Addi Münster), durch die Kurorte in Norddeutschland. 1986 begründete er sein „Bürgerkabarett“. Schließlich erschien 1992 seine Single „Der Fischkutter-Kapitän“.

1972 gründete Harry H. Oest den ersten reinen Damenfußball-Verein in Deutschland, den SV Fortuna 72, dessen Erster Vorsitzender und späterer Ehrenvorsitzender er war.

1979 wurde Harry H. Oest Mitglied des St. Pauli-Bürgervereins, in dem er zunächst im Festausschuss und als Redakteur und später Verleger der Vereinszeitschrift aktiv wurde. Im Januar 1986 wählten ihn die Mitglieder zum Ersten Vorsitzenden. Nach einer entsprechenden Satzungsänderung trug er wie seine Amtsvorgänger 150 Jahre zuvor den Titel „Präsident“.

Harry H. Oests Engagement in St. Pauli war vielfältig. 1990 verhinderte er den Bau einer Mehrzweckhalle auf dem Heiligengeistfeld. Bis zuletzt kämpfte er um den Erhalt des Hafenkrankenhauses. Ein Höhepunkt seiner Aktivitäten war sicherlich die Teilnahme an der Steubenparade in New York mit einem Hamburger Wagen.

aus: Harburger Anzeigen und Nachrichten am 27. Juni 1995

Zunehmend engagierte sich Harry H. Oest im Zentralausschuss Hamburgischer Bürgervereine. Hier wählten ihn die Abgeordneten 1987 in das Präsidium, dem er zuletzt als dienstältestes Mitglied angehörte. 1992 rückte Harry H. Oest in das Amt des Vicepräses auf und fungierte seitdem auch als Pressesprecher des Verbundes und Sprecher des Medienausschusses.

Am 8. August 1997 wollte Harry H. Oest einen Besuch im Barmbeker Krankenhaus machen. Am Eingangstor brach er zusammen und konnte nicht wiederbelebt werden. So endete im Alter von nur 59 Jahren der Lebensweg der wohl schillerndsten Persönlichkeit der Bürgervereinsgeschichte.

Mit einem Domspaziergang zu seinen Ehren gedachten ihm seine Vereine und Verbände am 21. August 1997. Um 21 Uhr gingen für eine Minute zu Harry H. Oests Ehren die Lichter und die Musik auf dem gesamten Dom aus. Ein einsamer Trompeter blies den Zapfenstreich. Die F.D.P.-City, das Präsidium des St. Pauli-Bürgervereins, der Zentralausschuss Hamburgischer Bürgervereine, die Initiative zum Erhalt des Hafenkrankenhauses und die Schaustellerverbände gedachten Harry H. Oest mit Ansprachen. Bürgermeister Dr. Voscherau kondolierte.

Präses Michael Weidmann verabschiedete sich von seinem Freund und Weggefährten Harry H. Oest, indem er sich bereit erklärte bei der Beisetzungsfeier die Trauerrede zu halten. Pastor Kuhfuß begleitete den letzten Weg.

Harry H. Oest war unermüdlich und lautstark, unbeirrbar enthusiastisch, ideenreich, humorvoll und vor allem bürgernah wie kaum ein Anderer. Er war ein „Hamburger Original“ der Neuzeit im positivsten und vorbildlichsten Sinne.

Autoren: Michael Weidmann und Enno Wichmann


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JAN-DIETER MOHR

Jan-Dieter Mohr gehörte zu den vorbildlichen Bürgervereinsaktiven, die neben Beruf und Familie dem Ehrenamt viel Kraft und Energie schenkten. Seit Mitte der 70er-Jahre in Winterhude als Rechtsanwalt niedergelassen, war er gern bereit im Stadtteil und darüber hinaus Aufgaben zu übernehmen. In der ehrenamtlichen Elternarbeit, in seinem Bürgerverein, im Zentralausschuss Hamburgischer Bürgervereine, im Stadtparkverein, im Verein zur Förderung der Sauberkeit in Hamburg-Nord und in der Bezirksversammlung Hamburg-Nord machte er sich einen Namen.

1981 fand Jan-Dieter Mohr den Weg in den Winterhuder Bürgerverein, der ihn 1995 zum Ersten Vorsitzenden wählte. Sein erklärtes Anliegen war es, die gesellschaftspolitische, daneben aber auch die kommunalpolitische Bedeutung der Bürgervereine zu fördern. Als Amtsnachfolger von Enno Wichmann führte er den Winterhuder Bürgerverein erfolgreich weiter. Politische Podiumsdiskussionen, Familienfeste und ein Netzwerk in und um den Stadtteil waren sichtbare Ergebnisse seines ideenreichen Engagements.

In Jan-Dieter Mohrs Amtszeit fällt 2005 die Gründung des Stadtparkvereins, dessen Vorsitz er ebenfalls bereitwillig übernahm. Der Vorsitz im Verwaltungsrat des Verein Altersheim Winterhude wie im Kreiselternrat sind Belege für Jan-Dieter Mohrs soziales Engagement. Zuletzt wurde er in die Bezirksversammlung Hamburg-Nord gewählt.

Durch Günther Stümpel fand Jan-Dieter Mohr den Weg zum Zentralausschuss Hamburgischer Bürgervereine, wo er vor allem in Michael Weidmann einen Partner im Geiste fand. Als Mitglied im Hauptausschuss des Verbandes war er dem Präses Jahre lang Berater und Freund. Zusammen entwickelten die Beiden Ideen und konnten einige davon in die Tat umsetzen. Im Mai 2011 verliehen Michael Weidmann und Jan-Dieter Mohr gemeinsam im Rathaus den Portugaleser „Bürger danken“ an verdiente Hamburgerinnen und Hamburger.

Kurz darauf, am 30. Mai 2011, endete Jan-Dieter Mohrs Lebensweg im Alter von nur 64 Jahren unvermutet. Viele seiner Vorhaben blieben unvollendet. Die Erinnerung an Jan-Dieter Mohr bleibt.


Autor: Michael Weidmann, auch nach Aufzeichnungen von Ursula Schütt und Günther und Jens Stümpel


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Geschichte der Bürgervereine Hamburgs

Die Arbeit der Bürgervereine in Hamburg hat eine mehr als 175-jährige Geschichte. Diese Tradition ehrenamtlichen Engagements ist der Ursprung der heutigen Aktivitäten. Sie darf mit Stolz erfüllen, aber sie sollte auch Verpflichtung sein.

Wer sich im Bürgerverein engagiert oder auch nur für diese Institutionen interessiert, möchte wissen, welche Wurzeln unsere kommunale Mitwirkung hat. Diese Darstellung soll die vielfältigen und immer wiederkehrenden Fragen beantworten.

Hier entsteht eine umfangreiche neue Dokumentation über die Arbeit, die Geschichte, die Erfolge und Verdienste der Bürgervereine in Hamburg. Eine Sammlung aus über 170 Jahren Hamburger Leben, die zum einen Erinnerungen aus der Entwicklung der Hansestadt bündelt, zum anderen aber auch die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements würdigt, das einen Grundpfeiler unserer Gesellschaft darstellt.

Die meisten der Materialien stammen aus dem Privatarchiv Michael Weidmann. Michael Weidmann ist seit über 35 Jahren in den hamburgischen Bürgervereinen aktiv und verfügt deswegen über Materialien und Erinnerungen, die auf diesem Wege einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Auch andere verdiente Aktive des Bürgervereinslebens haben im Archiv Michael Weidmann ihren eigenen Erinnerungen einen dauerhaften Aufbewahrungsplatz gegeben. Die Autoren der Texte sind Michael Weidmann und seine Freunde.

Wir freuen uns, dass wir auch aus anderen Bildarchiven Motive zur Verfügung gestellt bekommen. Wenn auch Sie passende Bilder oder Texte haben, melden Sie sich gern bei uns, damit wir sie aufnehmen!

Es liegt in der Natur der Sache, dass diese Sammlung wechselnd thematisch und chronologisch wächst. Vielleicht macht es dies besonders spannend für Leser, die mit regelmäßigen Besuchen entdecken mögen, welche Schätze gerade neu hinzugekommen sind.

Diese Sammlung erhebt keinen Anspruch auf eine Darstellungsperfektion, wie sie Historiker oder Berufsarchivare leisten könnten. Trotzdem – oder gerade deswegen – sind alle Hinweise inhaltlicher Art und Vorschläge zur Gestaltung herzlich willkommen!

Eigentlich versteht es sich von selbst: Jegliche Weiterverwendung der Inhalte dieser Homepage ist nur mit ausdrücklicher, schriftlicher Zustimmung der Autoren möglich. Wenn Sie hieran Interesse haben, schreiben Sie uns gern an.

Und nun geht es los. Wir beginnen mit einer „Geschichte der Bürgervereine“ und Porträts von herausragenden Persönlichkeiten aus der ehrenamtlichen Arbeit, ergänzt durch historische Hintergründe, die das Verständnis erleichtern sollen.

Eine neue Homepage ist wie die Geburt eine Kindes. Wir freuen uns und sind selbst gespannt.

Hamburg im Oktober 2017

Die Autoren